Auf der Suche nach Dankbarkeit oder warum Dankbarkeit für die psychische Gesundheit und unser Glück so wichtig ist.

Erntedank-Dekoration

Dekoration zum Erntedankfest

 

Der Herbst ist für mich die Zeit der Dankbarkeit. Ein Frühjahr voller Pläne und Hoffnungen, ein großartiger Sommer liegen hinter mir und bald kommt der Winter mit Besinnlichkeit und Reflexion.

Darum möchte ich jetzt einen Artikel über die Dankbarkeit schreiben und warum sie für uns so wichtig ist. Doch damit habe ich gerade ein Problem. Ich kann keine Dankbarkeit fühlen. Natürlich weiß ich, dass es viele Dinge gibt, für die ich dankbar sein kann. Ich bin gesund, habe funktionierende Gliedmaßen und Organe, habe genug zu essen (zuviel sogar, wie mir meine Waage jeden Morgen erzählt). Ich habe eine schöne Wohnung, Freunde und vieles mehr. Manchmal spüre ich sie auch, die Dankbarkeit und das ist ein sehr schönes Gefühl – ein Gefühl tiefen Friedens und Glück.

Aber heute wo ich diesen Artikel schreiben will, da spüre ich sie nicht. Mich treiben Existenzängste und ziehen meine Stimmung in den Keller. Dankbarkeit ist auch eine Sache des Standpunktes. Gegenüber einem Rollstuhlfahrer kann ich dankbar sein gesunde Beine zu haben und wenn ich an die Menschen in Syrien und anderen Krisengebieten denke, kann ich dankbar sein in einem sicheren Land zu leben. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sind so fit, dass sie Marathon laufen, da bin ich weit von weg und Menschen, die haben genug Geld und können sich leisten was sie wollen, sind schöner, besser, klüger.

Trotzdem weiß ich, was auch immer jemand hat oder nicht hat, es hat nur dann einen Wert, wenn wir dankbar dafür sein können. Ein Rollstuhlfahrer der dankbar für das ist, was er hat und kann, ist glücklicher dran, als ein millionenschwerer Marathonläufer, der keinen Dank empfinden kann.

Zum Glücklichsein ist es vollkommen unwichtig was wir haben oder nicht haben.

 

Ein Rätsel:
Ich habe es nicht, ich will es auch nicht haben, aber wenn ich es hätte gäbe ich es für nichts in der Welt wieder her.“

Was ist das? Weißt du es? Wenn nicht verrate ich dir die Lösung am Ende des Artikels.

 

Aber dieses Problem kommt gerade richtig, denn damit kann ich dir zeigen, dass wir fähig sind erwünschte seelische Zustände herzustellen. Sie sind halt nicht immer da, wenn wir sie wollen und brauchen.

Darum geht es doch bei unserem Weg zu einem selbstbestimmten Leben – auch nicht mehr Spielball der eigenen Emotionen zu sein.

Nun also, es reicht nicht vom Kopf her zu wissen, dass wir dankbar sein können. Wie gesagt, weiß der Verstand auch die Perspektive zu wechseln und kann damit dunkle Stunden noch düsterer machen. Wie kann ich jetzt Dankbarkeit fühlen?

 

Danke für alles!

Auf der Suche nach der Dankbarkeit.

Da es ein wunderschöner sonniger Oktobertag ist beschließe ich eine kleine Wanderung zu machen. Schon als ich aus der Tür trete denke ich, dass ich für den herrlichen Sonnenschein dankbar sein kann. Ich werde freundlich von einem Handwerker an der Türe gegrüßt, die Bahn kommt gerade als ich an der Haltestelle ankomme und bringt mich zu dem Waldstück, in das ich will. Auf meinem Weg den Berg hinauf begegnet mir ein älteres Ehepaar. Sie fragen mich nach dem Weg zur Basilika. Ich kann ihnen helfen und sie bedanken sich freundlich. Ich spüre wie gut es tut, dass ich helfen konnte und war selber dankbar dafür. Jogger kommen mir entgegen, laufen den Berg runter und grüßen freundlich lächelnd. Es tut gut ein Lächeln zu bekommen. Dann bin ich oben auf dem Berg und sitze auf einer Bank in der Sonne. Ich fühle mich gut, genieße es da zu sein und bin dankbar, dass ich an einem normalen Wochentag nicht in einem Büro sitzen muss, sondern den herrlichen Tag in der Natur genießen kann.

Ein paar Stunden später sitze ich in einem Cafe und trinke mir einen Cappuccino. Dazu habe ich mir ein Stück Schokoladenkuchen bestellt. Schokolade soll glücklich machen. Nun ja, mich nicht. Der Kuchen liegt mir einfach nur schwer im Magen und ich denke, für die Kalorien hätte ich mir auch eine Pizza gönnen können. Aber halt – Dankbarkeit ist ja eine Sache der Perspektive, – also bin ich dankbar, dass ich dem Laster der Schokoladensucht nicht erlegen bin. Das auch noch, da würde sich meine Waage aber freuen.

Nun bin ich also wieder zu Hause und meine Stimmung ist auch wieder gut. Was soll´s, für alles was mir Sorgen macht werden sich schon Lösungen finden. Meine Suche nach der Dankbarkeit war erfolgreich.

Für mich ist dieses Gefühl in der Natur am schnellsten zu finden. Finde heraus, was für dich der beste Weg ist.

 

Dankbarkeit in Geschichte und Kultur

Wie wichtig Dankbarkeit für uns Menschen ist, zeigt auch, dass es in nahezu allen Kulturen und Religionen Dankbarkeitsfeste und Riten gibt.

Nach der Ernte im Herbst wird in Deutschland das Erntedankfest traditionell am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. Bei diesem Fest danken christliche Gläubige Gott für die erhaltenen Gaben. Die Idee des Erntedankfestes entstammt aber vermutlich der vorchristlichen Zeit. Die damit verbundenen Riten wurden schon im Römischen Reich und Israel erwähnt. Unser Erntedankfest geht vermutlich auf das römische Brauchtum zurück und wird seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. zelebriert.

Im Rahmen des Erntedankfestes finden Gottesdienste statt, bei denen Körbe mit Früchten und Ähren den Altar schmücken. In ländlichen Gegenden werden Strohpuppen verbrannt und Jahrmärkte veranstaltet. In einigen Regionen, wie dem Düsseldorfer Urdenbach, finden Festumzüge mit Fußgruppen und Motivwagen statt.

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Erntedankumzug

Auch in anderen Ländern finden Dankesfeste statt. So wird in Japan am 23. November der „Tag des Dankes für die Arbeit“ gefeiert. In den USA wird am vierten Donnerstag im November „Thanksgiving Day“ als wichtigster familiärer Feiertag begangen. Im Unterschied zum deutschen Erntedankfest, danken die Amerikaner an Thanksgiving für jeden Erfolg und alles Gute, was ihnen widerfahren ist, nicht nur für die Ernte. In den meisten Teilen Kanadas ist der zweite Montag im Oktober ein staatlicher Feiertag an dem Thanksgiving gefeiert wird. Es gibt viele verschiedene Bräuche und Riten um das Erntedankfest zu zelebrieren. So feiert man in vielen Teilen Asiens ein Mondfest um die Ahnen zu ehren und für die Ernte zu danken, in Schottland wird die Erntesuppe „Hotch-Potch“ serviert und in Österreich veranstalten viele Gemeinden Erntedank-Wallfahrten. In vielen Ländern werden Erntepuppen aus Strohgarben hergestellt. Im Judentum gibt es gleich zwei Erntedankfeste, einmal im Frühjahr das „Schawuot“ (Mai/Juni) weil zu dieser Zeit der erste Weizen geerntet wird und im Herbst das Laubhüttenfest, welches sieben Tage andauert.

Dankesfeste sind wichtiger Teil vieler Kulturen und das hat seine Berechtigung. Dankbarkeit zu empfinden macht glücklich, motiviert und fördert unseren Erfolg.

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren die glücklich sind.“

Francis Bacon

Dankbarkeit in der Forschung

Seit der Jahrtausendwende beschäftigt sich auch die positive Psychologie mit der Dankbarkeit. So gibt es mittlerweile zahlreiche Studien, die ihre positiven Auswirkungen bestätigen. Solche wissenschaftlichen Experimente umfassen immer eine oder mehrere Versuchsgruppen und eine Kontrollgruppe, bei denen die Wirkungen verglichen werden.

Beispiel eines Versuchsaufbaus von Emmons: Eine Versuchsgruppe sollte 10 Wochen lang abends fünf Dinge notieren, für die sie dankbar sind. Eine zweite Versuchsgruppe schrieb über fünf Ärgernisse des Tages und die Kontrollgruppe notierte fünf wichtige Dinge, die an diesem Tag geschehen waren.

Die Ergebnisse dieser und weiterer Studien:

  • Unabhängig davon, ob wir einem anderen Menschen dankbar sind, einer höheren Macht, oder dem Schicksal ist die Wirkung positiv.
  • Dankbare Menschen sind insgesamt glücklicher, erleben mehr positive Emotionen wie Freude, Begeisterung, Optimismus und Zufriedenheit und weniger negative Gefühle wie Neid, Groll oder Gier. (Robert Ermmons and Michael McCullough 2003).
  • Dankbare Menschen leiden seltener an Depressionen und Stresssymptomen und kommen besser mit Lebensübergängen zurecht (Wood et al 2008)
    Dankbarkeit reduziert das Risiko von psychiatrischen Erkrankungen, wie Major Depression, generalisierte Angststörungen, Panikstörungen, Phobien und Bulemie, sowie von Suchterkrankungen (Kendler,K., Liu, X., Gardner, C.O., McCullough, M.E., & Prescott, C.A. 2003)
  • Dankbarkeit kann physische Alltagsbeschwerden reduzieren: Teilnehmer der Dankbarkeitsgruppe erlebten sich als gesünder, litten weniger unter Kopfschmerzen, Husten oder Schwindel und gingen weniger zum Arzt. Sie trieben mehr Sport und schliefen besser (Emmons and McCullough 2003)
  • Dankbarkeit steigert anscheinend die Aktivität des parasympathischen Nervensystems, was sich günstig bei Stress und Bluthochdruck auswirkt (McCraty and Childre 2004)
  • Dankbarkeit hat einen Einfluss auf bessere Schlafqualität und Schlafdauer, sowohl bei ungenügenden, wie auch exzessiven Schlaf (Wood et al 2009)
  • Dankbare Menschen zeigen mehr Empathie und Einfühlungsvermögen. Sie verhalten sich anderen gegenüber großzügiger und hilfsbereiter (McCullough et al 2002, Bartlett and DeSteno 2006, DeSteno et al 2010).
  • Dankbarkeit ist mit mehr Empathie und weniger Aggressivität verbunden (DeWall et al 2012)
  • Dankbarkeit begünstigt den Aufbau neuer Beziehungen, vertieft und hilft existierende Beziehungen aufrecht zu erhalten (Algoe et al 2008)
  • Dankbare Menschen haben eine weniger materialistische Einstellung und sind weniger neidisch auf Errungenschaften und Wohlstand anderer. Sie sind eher bereit mit anderen zu teilen (McCullough et al 2002, Pollak an Mc Cullough 2006, Froh et al 2010)

Diese Ergebnisse machen sehr deutlich, dass es sich für unser psychisches, soziales und körperliches Wohlbefinden lohnt, Dankbarkeit zu empfinden.

Aber wie schaffen wir das wirklich?

Diese Frage beantworte ich in einem späteren Artikel.

 

(Und hier die Lösung des Rätsels: Ein Auge)

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